O alte Burschenherrlichkeit
Eugen Höfling, 1825 (1808-1880)
1. O alte Burschenherrlichkeit,
Wohin bist du entschwunden,
Nie kehrst du wieder gold’ne Zeit,
So froh und ungebunden!
Vergebens spähe ich umher,
Ich finde deine Spur nicht mehr.
|: O ierum, ierum, ierum,
O quae mutatio rerum. :|
2. Den Burschenhut bedeckt der Staub,
Es sank der Flaus in Trümmer,
Der Schläger ward des Rostes Raub,
Erblichen ist sein Schimmer.
Verklungen der Kommersgesang,
Verhallt Rapier- und Sporenklang.
O ierum . . . .
3. Wo sind sie, die vom breiten Stein
Nicht wankten und nicht wichen,
Die ohne Moos bei Scherz und Wein,
Dem Herrn der Erde glichen?
Sie zogen mit gesenktem Blick
In das Philisterland zurück.
O ierum . . . .
4. Da schreibt mit finsterem Amtsgesicht
Der eine Relationen.
Der andere seufzt beim Untericht,
Und der macht Rezensionen;
Der schilt die sünd’ge Seele aus
Und der flickt ihr verfallnes Haus.
O ierum . . . .
5. Auf öder Strecke schraubt und spannt
Das Fadenkreuz der eine,
Der andre seufzt beim Blockverband,
Und der setzt Ziegelsteine;
Der kocht aus Rüben Zuckersaft
Und der aus Wasser Pferdekraft.
O ierum . . . .
6. Zur Börse schnell der eine rennt,
Zu tät’gem Geschäfte,
Der andre sitzt beim Kontokorrent
Und der nützt fremde Kräfte;
Der importiert aus Turkestan
Und der bohrt seine Schuldner an.
O ierum . . . .
7. Allein das rechte Burschenherz
Kann nimmermehr erkalten,
Im Ernste wird, wie hier im Scherz,
Der rechte Sinn stehts walten;
Die alte Schale nur ist fern,
Geblieben ist uns doch der Kern,
|: Und den laßt fest uns halten. :|
8. D’rum Freunde reichet euch die Hand,
Damit es sich erneue,
Der alten Freundschaft heil’ges Band,
Das alte Band der Treue.
Klingt an und hebt die Gläser hoch,
Die alten Burschen leben noch,
|: Noch lebt die alte Treue. :|