Trautes Schätzchen, trag‘ nicht Leid
August Schwezler 1828 (Strofen 4-6)
1 Trautes Schätzchen, trag‘ nicht Leid,
blicke nicht so trübe,
dass du nicht die einz’ge Maid,
die ich herzlich liebe;
schau, Studenten machen’s so,
lieben mehr als eine,
:bin ich nicht mehr Studio,
lieb‘ ich dich alleine.:
2 Gräm dich nicht den ganzen Tag,
dass wir gerne trinken,
dass ich dich nicht küssen mag,
wenn die Gläser blinken.
Schau, Studenten machen’s so,
sitzen gern beim Weine,
:bin ich nicht mehr Studio,
lieb‘ ich dich alleine.:
3 Wer nur eine einz’ge küsst
bis zur Jahreswende,
und die andern schüchtern grüsst,
der ist kein Studente.
Wer noch nie betrunken war,
der hat nie studieret,
:war er auch so manches Jahr
ins Colleg marschieret.:
4 Gold und Silber lieb’ ich sehr,
kann’s auch gut gebrauchen,
hätt‘ ich nur ein ganzes Meer,
mich hinein zu tauchen;
’s braucht ja nicht geprägt zu sein,
hab’s auch sonst ganz gerne:
:Sei’s des Mondes Silberschein,
sei’s das Gold der Sterne.:
5 Doch viel schöner ist das Gold,
das vom Lockenköpfchen
meines Liebchens niederrollt
in zwei blonden Zöpfchen.
Darum komm, mein liebes Kind,
lass dich herzen, küssen,
:bis die Locken silbern sind
und wir scheiden müssen.:
6 Seht‘ wie blinkt der gold’ne Wein
hier in meinem Becher: Hört, wie
klingt so silberrein froher Sang der
Zecher. Dass die Zeit einst golden
war, will ich nicht bestreiten, :
denk‘ ich noch im Silberhaar, gern
vergang’ner Zeiten. :
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